WAYRA SCHUEBEL

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10 Jahre Project Space Festival Berlin

BETON Berlin 09. Sarah Lüdemann (Beauham), August 2023. Foto: BETON Berlin

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Die Teilnehmenden

6x6 Project, ACUD Galerie, alpha nova & galerie futura, BETON Berlin, Co-Making Matters, COUNCIL+ , Die Möglichkeit einer Insel, die raum, diffrakt,  DOOM SPA, gr_und, GROTTO, Kleine Humboldt Galerie, Mehringplatz 20, Neun Kelche,  NEW FEARS, Pickle Bar, SAP Space, Scherben,  SCHNEEEULE, Solaris, SPOILER, Spor Klübü, stay hungry, the Gimp, The Watch, Tina Coupé, TROPEZ, TURBA, When You're Calmer

Ausblick auf die kommenden Veranstaltungen vom 1.-30. Juni 2024

TROPEZ Foto: Ink Agop

In den aktuell, von Digitalisierung, Globalisierung und Polykrisen geprägten Gesellschaften, die Kulturinstitutionen mit besonderen Erwartungen konfrontieren und aktuelles künstlerisches wie kuratorisches Arbeiten herausfordert, bietet das Festival einen Monat lang die Möglichkeit, an 30 aufeinanderfolgenden Tagen, das vielfältige Programm selbstorganisierter Kunsträume-und Initiativen in Berlin zu erleben.

Mit dem Start in die Freibadsaison eröffnet TROPEZ in diesem Jahr das Project Space Festival Berlin am 1. Juni im Sommerbad Humboldthain. Die Gruppenausstellung "SWARM" erforscht, wie die Intelligenz der Gemeinschaft unseren Alltag prägt. Schwarmintelligenz tritt nicht nur als aktuell omnipräsente KI in unser Leben; sie begegnet uns seit jeher, etwa als Sprache, Ideologie oder harmloser: als Trampelpfad. Doch sind wir uns in täglichen Abläufen weder der kollektiven Intelligenz bewusst, noch der anachronistischen Strukturen, die wir reproduzieren, wenn wir vermeintlich individuelle Entscheidungen treffen. "SWARM" lädt das Publikum ein, zu experimentieren, als Schwarm zu agieren und Erfahrungen zu teilen. Dabei soll auch ermittelt werden, wie sich Verzerrungen und diskriminierende Prozesse in unseren Alltag eingeschlichen haben. Die Künstler*innen Khaled Barakeh, Mahube Diseko, Rashiyah Elanga, Levi van Gelder, Joey Holder, Shamiran Istifan, Wong Ping, Lucía Pizzani, Niclas Riepshoff und Julijonas Urbonas beleuchten, was KI ist, bevor sie digital wird. Die für den Ort produzierten Exponate, z.B. eine Zauberkugel mit Bademeisterinnen-Statements, Infoflut-Klangkabinen oder ein Sommerbad-Skandale aufbauschendes Umfragetool, finden sich auf der Grünfläche, am Beckenrand oder vor dem Kioskgebäude.

die raum Exclusive Incline. Egemen Demirci & Sunette L. Viljoen. Foto: Jan Windszus (2020)

Nach der Eröffnung des Project Space Festivals Berlin am 1. Juni folgen die Veranstaltungen bei alpha nova & galerie futura (2. Juni), SAP Space (3. Juni) , die raum (4. Juni), the Gimp (5. Juni) und Scherbenzu Gast im Kunsthaus KuLe  (6. Juni) 

Am 8. Juni eröffnet im Projektraum Neun Kelche die Einzelausstellung „Outlaw Feelings“ von Melanie Jame Wolf mit der Performance “Burden Ballads”. Die in Berlin lebende Künstlerin zeigt skulpturale Arbeiten, darunter drei Latex-Textilarbeiten mit Metall- und Keramikelementen, die als Installation im Raum miteinander in Dialog treten werden. Die Installation ist Teil ihrer langjährigen Forschung über die Performativität von Objekten und Materialien - insbesondere von Stoffen - und konzentriert sich auf Politik und Poetik gesellschaftlicher Erwartungen an die Eindämmung von Emotionen. Die Künstlerin interessiert sich für die subversive Kraft verbotener Gefühle - Gefühle, die austreten und sich der Eindämmung verweigern, wie Trauer, Wut, schwarzer Humor und Freude, die „zu laut“ ist - und die Entfremdung, die ihrem Ausdruck folgen kann.

Während der Eröffnung wird Melanie Jame Wolf von Maxi Wallenhorst und MINQ begleitet, die die Ausstellung mit einer 30-minütigen performativen Lesung eines neuen „Mini-Opern“-Librettos, bestehend aus Choreographie, Text und Gesang, aktivieren werden. Die Ausstellung reflektiert die Kraft und Komplexität des Umgangs mit Gefühlen zwischen Klasse, Identität, Handlungsfähigkeit, Seltsamkeit und Fragen der Sterblichkeit. 

Das Programm des Project Space Festival Berlin vom 7.-12 Juni findet statt bei Spoiler (7. Juni),  Neun Kelche (8. Juni), When You're Calmer (9. Juni), Solaris (10. Juni), SCHNEEEULE (11. Juni) und 6x6 Project zu Gast im Freiluftkino der Atelier Gardens (12. Juni)

Neun Kelche; Kleber und Falten; Julia Lübbecke; 2023 Foto Copyright: Dorothea Dittrich, VG Bildkunst

Berlin ist eine Stadt, in der sich auf eine über Jahrzehnte entwickelte, reichhaltige Geschichte, künstlerischer Freiräume zurückblicken lässt. Im Programm der diesjährigen Ausgabe stellt BETON Berlin am 15. Juni mit einer ortsspezifischen Zeitreise, daher einen besonderen Bezug zu Projekträumen der Vergangenheit her. BETON Berlin ist eine Initiative, die sich mit Veränderungen der Stadt beschäftigt und gesellschaftliche Prozesse künstlerisch begleitet. Die Initiative des Künstlers Christof Zwiener lädt Künstlerinnen und Künstler ein, sich mit ungenutzten und umgenutzten Plätzen bis hin zu realitätsfremd wirkenden Großprojekten wie der A100 zu beschäftigen. Für das Project Space Festival begibt sich BETON Berlin am 15. Juni mit dem Künstler, Publizisten und Kurator Andreas Koch in die ehemaligen Räume des Projektraums Capri in der Brunnenstraße, an dessen Stelle sich heute ein Kundenbüro einer Versicherung befindet. Andreas Koch hatte in seiner Ausstellung STADT in diesen Räumen 2002 eine begehbare Architekturlandschaft, eine „Stadt in Zimmergröße“ präsentiert, die jetzt am selben Ort, über zwanzig Jahre später, wieder in Erinnerung gerufen wird. 

Das Programm des Project Space Festival Berlin vom 13.-18. Juni findet statt bei Pickle Bar (13. Juni), Tina Coupé (14. Juni), BETON Berlin (15.06), stay hungry (16. Juni), Co-Making Matters (17. Juni) und Mehringplatz 20 (18. Juni)

Am 20. Juni in der ACUD Galerie stehen die koloniale Besetzung Sibiriens und die Spannungen zwischen dem Staat und der Republik Sakha im Mittelpunkt. Die indigene Präsenz in Russland bleibt in der globalen Agenda unbemerkt, und mit dem anhaltenden Krieg und den verhängten Sanktionen wird die drohende Isolation der Arktis deutlich. Diese Bedingungen unterstreichen die Notwendigkeit, einen sehr nischenhaften historischen Inhalt in eine übertragbare und ästhetisch ansprechende Form zu bringen.
In dem Projekt wird der autonome Raum imaginiert, den „Sakha-Rap“ darstellt, und gleichzeitig die Formen betrachtet, die er im Laufe der Jahre angenommen hat. Wie ist er entstanden - was hat ihn beeinflusst? Sakha-Rap wird als Form und als
Material genutzt, um die Vergangenheit, die Gegenwart und die mögliche Zukunft Jakutiens zu formulieren. Wie kann die Dynamik seiner Entstehung im aktuellen „Zeit-Raum“-Kontext verortet werden? 
Svetlana Romanova wird ihre Forschungsergebnisse über die postkoloniale Realität der indigenen Völker Jakutiens mit dem Publikum teilen. Anschließend wird ein anonym bleibender Künstler mit einer Video-Performance fortfahren, in der er einige lyrische Aspekte der wichtigsten Lieder/Künstlerarbeiten aufschlüsselt und dabei Parallelen zu den politischen Ereignissen in der Republik Sakha zieht. 

Kleine Humboldt Galerie; I Am Elevating In All Ways; Ofra Ohana, Lauren Lee McCarthy, Agrina Vllasaliu; Elevation I; 2022 Foto Copyright: Nikolas Geier

Das Programm des Project Space Festival Berlin vom 19.-24 Juni findet statt bei Kleine Humboldt Galerie zu Gast in der Villa Heike (19. Juni), ACUD Galerie (20. Juni), DOOM SPA (21.Juni), NEW FEARS (22.Juni), TURBA (23.Juni), und diffrakt | zentrum für theoretische peripherie (24. Juni) 

Die Ausstellung "Patterns of (In)Security II" von Sabine Hornig aus Berlin und Tamuna Chabashvili aus Tiflis, im Projektraum Die Möglichkeit einer Insel geht aus einem intensiven künstlerischen Forschungs- und Dialogprozess der beiden Künstlerinnen hervor, der 2022 in Tiflis begann. Ihre Arbeit beschäftigt sich mit den verändernden sozialen und politischen Perspektiven in den jeweiligen Ländern und den zugrunde liegenden Konfliktsituationen, vor ihrem jeweiligen Hintergrund: dem ehemals geteilten Berlins und der aktuellen Situation des teilweise besetzten postsowjetischen Georgiens.
Der Dialog zwischen ihren Arbeiten bezieht sich auf die persönliche und kollektive Wahrnehmung von Grenzen und untersucht, wie diese Grenzen greifbar, undurchsichtig und durchlässig werden. Ihre skulpturale Intervention in den entkernten Plattenbau mit seinem Schaufenster lädt die Besucher von der Straße aus zur Interaktion ein.
Die ortsspezifischen Arbeiten aus Seilen, Textilien und durchlässigen Metallstrukturen interagieren miteinander; Schichten der Beobachtung und Erinnerung der Künstlerinnen entfalten sich allmählich - fragmentierte Elemente fügen sich assoziativ wieder zusammen und werden plötzlich greifbar, während man durch die Installationen geht.
Sie thematisieren die sichtbaren und unsichtbaren Übergänge zwischen Innen und Außen, zwischen Isolation und Abschottung oder Offenheit und Demokratie, sowie die Möglichkeit und Fragilität gesellschaftlicher Teilhabe. 

Das Programm des Project Space Festival Berlin vom 25.-30 Juni findet statt bei Die Möglichkeit einer Insel (25.Juni), COUNCIL+ (26. Juni), gr_und (27.Juni), Spor Klübü (28. Juni), GROTTO (29.Juni) und The Watch (30. Juni)

Willem de Haan, Highrise Campsite, IJsselbiënnale 2023 Foto: Willem de Haan

Das Programm des Project Space Festivals 2024 wurde von Benjamin Busch, Aiko Okamoto, Nadim Samman, Jorgina Stamogianni und Antje Weitzel ausgewählt. Die Jury bestand aus Künstler*innen und Kurator*innen, die Projekträume in Berlin  leiten oder geleitet haben und  innerhalb der vergangenen 10 Jahre bereits am Festival beteiligt waren. Das Project Space Festival versteht sich als eine Gemeinschaft von Räumen, zur Stärkung der freien, selbstorganisierten Szene innerhalb der Bildenden Kunst in Berlin und darüber hinaus. Zur Auswahl des Programms ist ein Transparenzbericht erschienen.

Das Project Space Festival ist eine Initiative der freien Szene der bildenden Künste in Berlin mit einem gemeinschaftlichen Interesse an gegenseitiger Unterstützung und Sichtbarkeit.
Das Project Space Festival 24 wird gefördert durch den Hauptstadtkulturfonds

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