AR Spiel Collective Crave/Sammel-Sucht von Mirae kate-hers RHEE

Suchen und Sammeln:

Eine spielerische Auseinandersetzung

Die Künstlerin Mirae kate-hers RHEE ist neue Stipendiatin am Museum für Asiatische Kunst

und Ethnologischen Museum der Staatlichen Museen zu Berlin, wo sie  für 2024 ein umfangreiches Solo-Projekt vorbereitet

Am 18. Dezember 2022 ist ihr Augmented Reality-Spiel Sammel-Sucht/Collecting Crave dort für das Publikum eröffnet worden: Hier experimentiert sie mit neuen künstlerischen Formaten und lädt Besuchende der Museumsausstellungen im Humboldt Forum zu einer spielerischen Auseinandersetzung mit dem Thema ‘Sammeln’ ein. Teilnehmende erhalten zudem die Möglichkeit, die Entwicklung des Spiels mitzugestalten.

In ihren stets partizipativ-skulpturalen Installationen hinterfragt Mirae kate-hers RHEE die Rolle der westlichen Museen als Wächter postkolonialer Werte. Ausgehend von den sogenannten Wunderkammern reflektiert die Künstlerin transnationale Sammlungspraktiken, Ausstellungs- und Objektgeschichte. Im Zusammenspiel ihrer eigenen performativen Auseinandersetzung mit der Publikumsbeteiligung zu dem Thema ist nun erstmalig ihr Augmented Reality-Spiel Sammel-Sucht/Collecting Cravegestartet: Artefakte und Sammlungsobjekte aus westlichen Museen können von Besuchenden als multimediale AR-Komponenten erfasst und zu einer eigenen Sammlung zusammengestellt werden.

Ein kleiner Move für die Spieler*innen, ein großer Schritt für die Kunstgeschichte

Das Konzept der Wunderkammer ist zwar aus dem europäischen Raum bekannt. Entstanden als Aufbewahrungsort für kostbare Objekte, war diese Praxis des Sammelns und Ausstellens in eigens dafür vorgesehenen Kabinetten aber nicht nur auf den europäischen Adel und das entstehende Bürgertum beschränkt. Sie entwickelte sich auch in Ostasien, insbesondere im Qing-zeitlichen China und im Joseon-zeitlichen Korea des 17. und 18. Jahrhunderts. Sammel-Sucht/Collecting Crave erinnert an die koreanische Version der Wunderkammern, die den interkulturellen Austausch mit der chinesischen Sammelkultur widerspiegelt.

Ein großformatiges Foto RHEE’s im Raum 304 im Humboldt Forum zeigt ein Regal, das von der Künstlerin selbst hergestellt wurde. Es handelt sich um die Nachbildung eines Werks des berühmten koreanischen Hofmalers Yi Ŭngnok (ca. 1860). Das Bild von Yi Ŭngnok steht exemplarisch für die Munbangdo-Malerei (Malerei des Gelehrtenstudios), eines einzigartigen Genres von Stillleben, das im späten 18. Jahrhundert in Korea entstand. Munbangdo-Stellschirme zeigen Duobaoge (Schatzkästen), chinesische Sammler-Schränke mit asymmetrischen Regalen, die in Korea begehrt waren. Bücher sind das primäre und wichtigste Motiv der Munbangdo-Malerei, in der Gegenstände dargestellt werden, die in enger Beziehung zum Bestreben der Gelehrten stehen: eine gleichsam figürliche Darstellung und ein abstraktes Portrait einer Person.

Vom Suchen und Finden in der eigenen Munbangdo

Das von der Künstlerin Mirae kate-hers RHEE konzipierte Spiel Sammel-Sucht/Collecting Crave transportiert das Display des Munbangdo in die Museumsausstellungen im Humboldt Forum. Die Besuchenden erleben ein interaktives Spiel und ein Lehrstück zugleich, das Fotografie und erweiterte Realität nutzt. Sammel-Sucht/Collecting Crave erforscht das Sammeln und Ausstellen, regt zu neuen und kritischen Sichtweisen auf Vermittlungsformate im Museum an, insbesondere auf die Art und Weise, wie Kunstwerke und kulturelle Artefakte präsentiert werden, die nicht dem europäischen Kontext zuzuordnen sind. Sammel-Sucht/Collecting Crave ermutigt die Teilnehmenden, ihre eigenen kritischen Positionen in Bezug auf die aktuellen Debatten über Kunst im globalen Kontext, Imperialismus und Postkolonialismus zu formulieren: Durch die Überwindung physischer Beschränkungen entfaltet sich das Spiel im Ausstellungszeitraum und entwickelt neue Denkräume.

Über die Künstlerin

Die Künstlerin Mirae kate-hers RHEE (이미래/李未來) arbeitet und lebt aufgrund ihrer transracial Erfahrungen zwischen den Vereinigten Staaten, Südkorea und Deutschland. Das Erlernen von neuen Sprachen, das Umschalten zwischen Kodierungen, kulturellen Traditionen und Praktiken beeinflusst ihre künstlerische Arbeit. Aus einer futuristisch-feministischen Perspektive schafft sie komplexe forschungsbasierte Gesamtkunstwerke, die auto-ethnografische Geschichten erzählen. RHEE erhielt ihren MFA in Studio Art an der University of California-Irvine, wo sie ein Graduate Studies Diversity und Jacob K. Javits Fellow war. 2009 gründete sie ihr Atelier in Berlin.


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